123 Jahre Sportverein Plüderhausen
123 Jahre sind kein Grund ein Jubiläum zu feiern, aber Grund genug, an ein paar Marksteinen der Vereinsgeschichte kurz anzuhalten. Die Vereinsprotokolle sind über manche Zeiträume nur sehr dürftig, über einige unglückselige Jahre der deutschen Geschichte wurden sie gar ganz vernichtet. Vieles was im Laufe der Jahre niedergeschrieben wurde entstammt dem Erinnerungsvermögen der Mitglieder.
1893 war das Gründungsjahr des damaligen Turn-Verein Plüderhausen, der sich 1903 anlässlich seines 10jährigen Jubiläums eine eigene Fahne gab, die bis heute in Ehren gehalten wird. Für diese Zeit ist eine schnelle Aufwärtsentwicklung mit regem Übungsbetrieb nachzuvollziehen, aber auch mehrmaliger Wechsel in der Vereinsführung. Dies stabilisierte sich erst unter Adolf Mayer als 1. Vorsitzender und August Schönig als Schriftführer.
1919 nach dem 1. Weltkrieg schlossen beide Vereine eine Vernunftehe. Der Verein erhielt den Namen Turnverein Plüderhausen und schloss sich, unter Beibehaltung seiner aus dem Kaiserreich stammenden Vereinsfahne, dem Arbeiterturn- und Sportbund Leipzig an. 1. Vorsitzender des erfolgreichen und finanziell gesunden Vereins wurde Karl Georgii.
1921 wurde in Plüderhausen erstmals Fußball gespielt und auf dem Sandbühl entstand 1922 der erste regelgerecht angelegte Fußballplatz. Im gleichen Jahr erfolgte auch schon die erste Abspaltung. Unter Leitung von Karl Unterkofler bildete sich der FC Schwaben, der sich nach einiger Zeit aber wieder integrierte.
1929 wurde die erste Damenriege gegründet. Bis dahin war Sport, auch in Plüderhausen, reine Männersache.
1933 erfolgte die Namensänderung in Turn- und Sportverein, und der Austritt aus dem Arbeiterturn- und Sportbund. Karl Schüle wurde kommissarischer Vorsitzender. Letzter 1. Vorsitzender vor der Gleichschaltung war Albert Ulmer, Otto Paul war 2. Vorsitzender, Wilhelm Paul Kassier und Wilhelm Klein Schriftführer.
1936 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister unter dem heutigen Namen Sportverein Plüderhausen. Vereinsführer in jener Zeit war Hermann Fichtner. 1940 wurde der SVP noch Fußball-Bezirksmeister, doch gleich danach wurde jeglicher Spielbetrieb eingestellt.
1945 schon kam wieder Leben ins Plüderhäuser Sportgeschehen. Von einer gewissen Regelmäßigkeit kann allerdings erst wieder ab Herbst 1946 berichtet werden. Vorsitzender bis zur erneuten Amtsübernahme durch Hermann Fichtner war damals Hermann Traub.
1947 war das eigentliche Geburtsjahr der Tischtennisabteilung. Erst unter dem Kürzel TTC, später, als es 1949 um Punkte ging unter der Flagge des SVP, dem sich auch die zweite in Plüderhausen spielende Gruppe (DJK) anschloss.
1953, vier Jahre nach Gründung der Bundesrepublik, kam auch der SVP endgültig im Nachkriegsdeutschland an. Fritz Ferfler wurde 1. Vorsitzender. Fast 20 Jahre prägte er zusammen mit Kurt Ziesel (2.Vors.1951-1972), Julius Rockenhäuser (Kassier bis 1962), Wilhelm Schmidt (Schriftführer1954-1972) und Horst Trinkle (Kassier 1962-1972, Schriftführer 1972-1986) den Sportverein.
1963 erfolgte eine wichtige Weichenstellung in der Geschichte der Plüderhäuser Vereine. Die Vorsitzenden der tragenden Vereine einigten sich auf ein gemeinsames großes Sommerfest: Die Plüderhäuser Festtage - Das Volksfest im Remstal -, die 2009 mit über 40.000 Besuchern zum 47. mal stattfanden, wurden aus der Taufe gehoben.
Plüderhäuser Festtage 1968 | Plüderhäuser Festtage 2002 |
1972 folgten die Mitglieder dem Vorschlag von Fritz Ferfler und wählten den bisherigen Jugendleiter und 35 Jahre jüngeren Siegfried Riester zum 1. Vorsitzenden. Nach dessen beruflich bedingtem Verzicht übernahm sein Stellvertreter Gerhard Wolz (1976-1978)und danach dessen Stellvertreter Kurt Weller (1978-1982) die Vereinsleitung. Fritz Ferfler (1904-1998) wurde 1972 erster Ehrenvorsitzender des SV Plüderhausen.
1982 wurde mit Walter Strobel (bis 1994) als 1. Vorsitzender wieder eine längere Phase in der Spitze eingeleitet. Seine Mitarbeiter im Vorstand waren Horst Trinkle (1962-1986), Gerhard Greiner (1982-1986), Dr. Thomas Häussermann (1982-1988), Siegfried Riester (1986-1994), Hanne Schaaf (1986-1988), Kurt Weller (1988-1991), Wolfgang Albrecht (1990-1994) und Fritz-Peter Diener (1991-1994). Mit dem damals 70-jährigen, 2003 leider verstorbenen, Walter Strobel wurde ein weiteres Mal ein verdienter Vereinsvorsitzender zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Karl Traub | Hermann Fichtner | Fritz Ferfler | Siegfried Riester |
Gerhard Wolz | Kurt Weller | Walter Strobel |
1994 wird Siegfried Riester (seit 1968 im SVP-Hauptausschuss und seit 1971 im Komitee der Plüderhäuser Festtage) zum zweiten Mal nach 1972 1. Vorsitzender. Fritz-Peter Diener (seit 1991 stellv.Vorsitzender), WolfgangAlbrecht (seit 1990 Schriftführer und seit 1994 stellv. Vorsitzender) und Otto Vegh (seit 1994 Schatzmeister) komplettieren das SVP-Vorstandsquartett.
1999 ist der vorläufige Höhepunkt einer stetigen Aufwärtsentwicklung imTischtennis. Der SV Plüderhausen schafft den Aufstieg in die 1. Tischtennis-Bundesliga. Und im dritten Jahr der Zugehörigkeit zur "stärksten Liga der Welt" gelingt der absolute Triumph:
2002 gewinnt der SV Plüderhausen den ETTU NANCY EVANS CUP und wird sensationell
Tischtennis-Europapokalsieger.
2005 wiederholen die Tischtennis-Profis ihren grandiosen Erfolg und werden zum zweiten Mal Europapokalsieger. Ein Wermutstropfen: Infolge Lizenzverweigerung für die 1. Liga durch den DTTB, spielt der SVP 2005/2006 in der 2. Bundesliga.
2005 geht für den Sportverein Plüderhausen und die Plüderhäuser Festtage eine Epoche zu Ende. Siegfried Riester geht nach 34-jähriger Komiteezugehörigkeit, nach 37-jähriger Tätigkeit im SVP-Hauptausschuss und 25-jähriger Vorstandsarbeit, davon 15 Jahre als 1. Vorsitzender, in den Vereinsruhestand. Sein Nachfolger und bisheriger Stellvertreter Fritz-Peter Diener ernennt ihn zum Ehrenvorsitzenden.
Die Saison 2008/2009 wird zum Erfolgsjahr der Tischtennisabteilung. Der erste Höhepunkt, der SV Plüderhausen wird beim Final-Four-Turnier in der Dortmunder Westfalenhalle zum ersten Mal deutscher Tischtennis-Pokalsieger. Doch damit nicht genug, in der gleichen Spielzeit wird man auch noch zum dritten Mal ETTU Europapokalsieger.
DTTB-Pokalsieger 2008
Die Unruhe in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war typisch für den Werdegang aller Vereine und hing sehr stark mit der politischen Entwicklung Deutschlands zusammen. Auffällig für den Sportverein Plüderhausen ist die Kontinuität seit über 50 Jahren. Die geringe Zahl von nur fünf Vorsitzenden während eines halbes Jahrhunderts ist nur in einem guten Umfeld mit qualifizierten Abteilungsleitern und Mitarbeitern mit einem hohen Identifikationsgrad, passender Organisation und einer intakten Gemeinde möglich. |